Holunder - Sambuccus nigra L.

Götterstrauch für die Gesundheit

Seit Jahrhunderten dient der Schwarze Holunder als Allheilmittel. Geschätzt wird die schweisstreibende und fiebersenkende Kraft seiner Blüten, aber auch der hohe Vitamingehalt der dunklen Beeren.

Der uralte Strauch (Sambuccus nigra L.) siedelte sich gerne in alten Zeiten in der Nähe von bewohnten Häusern an. Einst holten sich Einödbauern von dieser Pflanze ihre Medizin in kranken wie auch in gesunden Tagen. Sie nahmen alles vom Baum und verwendeten daher seine Blüten ebenso wie Beeren, Rinde oder die Wurzeln. Damals waren die Menschen der Auffassung, dass die ganze Pflanze einverleibt werden müsse, um dadurch eine Einheit für die Gesundheit zu erzielen. Der Holunder wurde früher als die «Apotheke der armen Menschen» bezeichnet. Heute wissen wir, wie wertvoll die Pflanze für unsere Gesundheit ist. Geschätzt wird die schweißtreibende und fiebersenkende Kraft ihrer Blüten bei Erkältungskrankheiten sowie zur Stärkung unseres Immunsystems.

Holunder in der Antike

Auch in der Antike wurde der Holunder therapeutisch als Universalmittel eingesetzt. So fand die Pflanze Verwendung als schleim- und galleabführendes Mittel sowie bei gynäkologischen Erkrankungen. Theophrastos von Eresos (371 bis 287 vor Christus), Schüler von Aristoteles, war zu seiner Zeit ein großer Naturforscher und Philosoph. In seinen Schriften, «Ursachen des Pflanzenwuchses» und «Geschichte der Pflanzen», gab er bereits detaillierte Anweisungen über den Einsatz der Pflanze. Auch Hippokrates von Kos (460 bis 377 vor Christus) beschrieb zahlreiche Heilanwendungen. Er setzte sich vor allem mit den Beeren der Pflanze auseinander und empfahl den Holunder als gutes Abführmittel und für Frauen bei Unterleibsbeschwerden. Der griechische Arzt Pedanius Dioskurides schrieb im ersten Jahrhundert in seiner «Materia Medica» nieder, dass die Wurzeln des Holunders in Wein gekocht gegen Schlangen- und Hundebisse hilfreich seien. Er beschrieb, wie die Blätter des Strauches als Auflage bei Geschwüren und Furunkeln anzuwenden sind. Auch der römische Historiker und Schriftsteller Gajus Plinius der Ältere (23 bis 79 nach Christus) berichtete in seiner «Naturalis historia» ausführlich über den Holunder.

Holunder in der Neuzeit

In der Renaissance erlangte die Heilkunde der Pflanzen wieder einen großen Stellenwert. Dem Lehrer und Arzt Otto Brunfels (1488 bis 1534) gelang es, mit seinem «Herbarum vivae eicones» einen künstlerischen Anschluss an das antike Vorbild zu setzen. Dieses Herbarium ist mit beeindruckenden Illustrationen des Dürer- Schülers Hans Weiditz versehen. Im Jahre 1532 veröffentlichte Brunfels sein Buch «Contrafayt Kreuterbuch», welches mit schönen Holzschnitten ausgestattet ist. Auch der Botaniker Hieronymus Bock (1498 bis 1554) schrieb seine Beobachtungen und Anwendungen über Heilpflanzen in seinem bekannten «Kreütterbuch» nieder. Über den Holunder schrieb er Folgendes: «Holder inn leib genüzt / ist einer krefftigen außtreibenden Natur... / treibt auß die Wassersucht mit gewalt /... Etliche machen ein guten Essig aus Holder blüet.» Der Arzt und Botaniker Tabernaemontanus, (Jacob Theodor, 1522 bis1590) berichtete in seinen Schriften, dass der Holunder allen Wassersüchtigen «gar wol diene», da seine Kräfte den Schleim mit Gewalt aus dem Leib trieben. Zarten Menschen empfiehlt er, aus jungen Holunderschößlingen zusammen mit Spinat (Siehe auch zum Thema Ernährung «Spinat» ) und einer kräftigen Fleischbrühe ein «Holdermüßlein» zuzubereiten, damit sie gut zu «Stuhle» gehen können.

Heimat der Göttin «Holder»

HolunderIn den alten Mythen und Sagen verbirgt sich ein oft intuitives Wissen über die Kräfte der Natur. Obwohl schon immer Wahrheit und Aberglauben vermischt wurden und sich oft noch mündliche Überlieferungen dazu gesellten, ist doch so mancher Kranker durch Anwendung von Heilkräutern schnell wieder genesen. Die beeindruckenden Kräfte der Pflanzen, die der Mensch zunächst an den Tieren beobachtete, wurden zu mystischen Eigenschaften erhoben. So war der Holunder in der germanischen Mythologie eine hochgeschätzte Pflanze. Im Holderbusch saß die Göttin «Holda» oder «Holder», die das Leben der Pflanzen und Tiere beschützte. Die Germanen brachten so ihrer Hauptgöttin unter dem Holunderbusch Opfer dar. Die Göttin «Holder» oder auch «Holla» kommt übrigens in dem bekannten Märchen der Gebrüder Grimm als «Frau Holle» wieder vor. Die Kelten haben den Holunder in ihren Baumkalendern festgehalten.

Schutz gegen böse Geister

HolunderAls «Baum der Königin» spielte der Holler eine zentrale Rolle. So wurde er oft zum Schutz gegen böse Geister und gegen Blitzeinschlag neben den Häusern gepflanzt. Einer dänischen Sage nach wohnte die «Holdermutter» im Holunderbaum. Sie verfolgte all diejenigen, die es wagten, von ihrem Baum die Äste abzuschlagen. Im Mittelalter waren die Menschen der festen Überzeugung, dass der Hollerbusch mit bösem Zauber und Hexerei in Verbindung stehe. Aus diesem Grunde wurden keine Möbel aus Holunderholz in die Wohnung gestellt, da jeder, der das Haus betrete, sofort durch einen gruseligen Spuk in die Flucht geschlagen würde. Somit galt das Holunderholz als Wohnsitz von Geistern und schrecklichen Gespenstern. In Irland glaubten die Menschen, dass der Holunderbaum eine sehr zwielichtige Beziehung zu Dämonen und Hexen hätte. Das Holz der Hexenbesen konnte aus diesem Grunde nur aus den Ästen des Holunder bestehen.

«Keilkebeerenbaum» - einer von vielen Namen

Im Volksmund bekam der Holunder im Laufe der Zeit eine Vielzahl von Namen. Seine Bezeichnungen standen oft im Zusammenhang mit seiner direkten heilenden Wirkung, wie beispielsweise «Kelke» oder «Keilkebeerenbaum», die an die schmerzlindernde Wirkung der Beeren bei Koliken erinnern. Er erhielt auch Namen wie Backholderblüten, Betscheltee, Kelken, Hulertrauben, Pisseke, Schwitztee und Zibke, um nur einige zu nennen. Der Holunder ist ein ästiger Strauch oder Baum mit graubraunen glatten Ästen, weißem Mark und unpaarig gefiederten, gegenständigen Blättern. Die Rinde des Stammes ist warzig und weist eine Vielzahl von grauen Punkten auf, die sogenannten Rindenporen (Lentizellen). Er erreicht Größen zwischen 3 m und 8 m und gehört zur Familie der Geißblattgewächse (Caprifoliaceen). Verbreitet ist er in fast ganz Europa, Asien und Nordafrika und wächst in Laubwäldern, an Bachufern, auf Schuttplätzen sowie in der Nähe von Gebäuden und menschlichen Behausungen.

Blütezeit von Mai bis Juli

Der Strauch ist frosthart und gedeiht auf sandigen, stickstoffreichen sowie schwach sauren Lehmböden. Er hat trugdoldige, flache Blütenstände mit weißen, stark duftenden Blüten, aus denen sich im Herbst die schwarzvioletten Beeren entwickeln. Der Holunder blüht in den Monaten Mai bis Juli, danach bilden sich über den Sommer bis in den Spätherbst hinein die schwarzen an Vitamin C reichen Beeren aus, die dann geerntet werden können. Diese Steinfrüchte erreichen eine Größe von etwa 6 mm und enthalten jeweils drei Samen sowie einem burgunderroten Saft. Während der Reifung der Früchte färben sich auch die Stiele, an denen sie sitzen, rötlich.

Regt Leber und Galle an

Die Hauptwirkstoffe der Holunderblüten sind ätherische Öle mit einem hohen Anteil an freien Fettsäuren. Das ätherische Öl wirkt entzündungshemmend, fördert die Sekretion, entwässert und regt Leber und Galle an. Außerdem wird diesem ätherischen Öl nachgesagt, dass es den Wuchs von Bakterien hemmen könne. Die Beeren enthalten das Glukosid Sambunigrin, Gerbstoffe und organische Säuren. Die frischen reifen Früchte, die zu Sirup, Mus und Wein verarbeitet werden können, enthalten organische Farbstoffe, Aminosäuren und Zucker. Durch den Farbstoff «Sambucyanin» kann der Chemiker die Reinheit des Holundersaftes feststellen. Sambucyanin gehört zu den Flavonoiden, die allgemein eine antientzündliche Wirkung haben und in der Lage sind, freie Radikale zu binden.

Nicht nur eine Vitamin-C-Bombe

Holunderbeeren sind reich an Vitamin C, B und A. Vitamin C stärkt das Immunsystem und ist für den Stoffwechsel sehr wichtig. Es ist in der Lage, den Cholesterinspiegel zu senken und hilft mit, das Eisen im Körper aufzunehmen. 100 g reife Beeren enthalten ca. 18 mg Vitamin C. Die Beeren besitzen viel Kalium, Kalzium und Phosphor. Ihr Saft enthält einen hohen Anteil an Gerbstoffen. In der Medizin werden sie bei Hämorrhoiden und bei Schwermetallvergiftungen eingesetzt. Auf den Verzehr von rohen Beeren sollte jedoch verzichtet werden, da es zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kommen kann. Die Beeren sollten nur gekocht weiter verarbeitet werden.

Holunderblüten unterstützen die Atemwege

Die heutige Naturheilkunde nutzt die Inhaltsstoffe ähnlich vielseitig wie die Vorfahren im Mittelalter. Am bekanntesten sind seine Hauptwirkungen: schweißtreibend, schmerzlindernd, entzündungshemmend und immunstimulierend. Holunder hilft bei fiebrigen Grippeinfekten, Erkältungen, Bronchialbeschwerden, Rheuma, Ödemen, Schlaflosigkeit und Entzündungen. Die Blüten wirken schweisstreibend, fiebersenkend und schleimlösend. Sie werden vor allem als Tee bei Erkältungskrankheiten und fieberhaften Infekten besonders in Kombination mit Lindenblüten eingesetzt. Hilfreich ist dieser Tee auch bei trockenem Husten, da er zur Vermehrung des Bronchialschleims führt. Holundertee hat dazu die Eigenschaft, die Ausleitung von Flüssigkeitsansammlungen auf milde Weise durchzuführen. Diese Anwendung sollte jedoch dem erfahrenen Therapeuten überlassen werden, da die sogenannte «Wassersucht» meist Ausdruck einer Nieren- oder Herzerkrankung ist. Bei der Anwendung von Holunderblüten sind keine Nebenwirkungen oder Gegenanzeigen bekannt.


Teerezeptur und Schmackhaftes mit Holunder


Holunderblüten-Tee bei Husten begleitet mit Fieber

Zwei Teelöffel Holunderblüten werden mit einem halben Liter kochendem Wasser überbrüht. Das Ganze 10 Minuten ziehen lassen. Die Holunderblüten haben eine schweißtreibende Wirkung und steigern die Abwehrkräfte. Täglich eine bis zwei Tassen trinken, ins Bett legen und kräftig schwitzen. Gegenanzeigen und Nebenwirkungen: Bei Holunderblüten sind keine Nebenwirkungen zu befürchten. Die durchschnittliche Tagesdosis von 10 Gramm sollte allerdings nicht überschritten werden.
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Hollerblüten-Kaltschale für heisse Sommertage

Zutaten:
• frische Hollerblüten
• Saft von 2 Zitronen
• 2 EL Honig
• 1 Flasche Mineralwasser.

Den Saft von zwei Zitronen mit einer halben Tasse Wasser und zwei EL Honig gut verrühren. Die frisch gepflückten Holunderblüten dazugeben und über Nacht ziehen lassen. Danach alles durch ein Sieb gießen, mit einer Flasche Mineralwasser auffüllen und servieren.

Hollerkiachl

Zutaten:
• 200 g Weizenvollkornmehl
• frisch geerntete Holunderblütendolden
• etwas Meersalz
•  2 Eier
• 0,25 l Wasser- Sahne- Gemisch
• Butter zum Ausbacken

Die Stängel der Holunderblütendolden werden kurz hinter der Blüte abgeschnitten. Die Dolden werden gut ausgeschüttelt und gründlich gewaschen. Aus dem Weizenmehl, einer Prise Meersalz, zwei Eigelb und dem Wasser-Sahne-Gemisch stellen Sie einen Pfannkuchenteig her. Das Eiweiss wird steifgeschlagen und vorsichtig unter den Pfannkuchenteig untergehoben. Die Butter erhitzen Sie in einer Pfanne. Anschliessend halten Sie die Holunderblütendolden an dem kurzen Stiel, tauchen diesen in den Teig und backen ihn in der heissen Butter goldbraun aus. Dann herausnehmen, kurz auf ein Küchenpapier abtropfen lassen und möglichst noch heiss servieren. Wer möchte, kann das Kiachl noch mit etwas Puderzucker bestreuen.

Holunderbeersaft

Hierfür werden etwa 4 kg Beeren für einen Dampfentsafter benötigt. Dampfentsafter sind Spezialtöpfe, mit denen grössere Mengen auf einmal entsaftet und gleichzeitig pasteurisiert werden können. Der Entsafter besteht aus drei Teilen: dem Fruchtsieb, dem Wassertopf und dem Saftabzapftopf. Sie füllen das Fruchtsieb mit den gewaschenen und entstielten Holunderbeeren in den Entsafter. Nach 30 bis 40 Minuten Garzeit bei bis zu 80 °C kann der erhitzte und pasteurisierte Saft in vorgewärmte und absolut saubere Flaschen abgefüllt werden. Beim Abfüllen ist zu beachten, dass kein Schaum mehr im Flaschenhals vorhanden ist. Die Flaschen müssen randvoll gefüllt werden. Lassen Sie daher den Saft etwas überlaufen, wischen Sie danach die Flasche mit einem sauberen Tuch ab und verschliessen Sie diese im Anschluss daran. Danach lassen Sie die Flaschen langsam abkühlen. Sie sollten kühl, trocken und vor Licht geschützt aufbewahrt werden. Da dieser Saft ohne Zucker hergestellt wird, kann er je nach Geschmack nachgesüsst werden. Ausserdem können Sie aus dem ungesüssten Saft auch leckere Suppen und Saucen zubereiten.

Text:TerraNova Verlag, Oberaudorf, Redaktion: forum-naturheilkunde.de / Annette Weinzierl

Weiterführende Literatur!

Holunder hat erstaunliche Heilkräfte. Seit Jahrtausenden werden diese bei Erkältungskrankheiten genutzt. Holunder hat sich als Stärkungsmittel für Körper und Seele bewährt und findet außerdem Verwendung bei der Behandlung von kleinen Wunden, Insektenstichen und Verbrennungen sowie als Hautpflegemittel. Bei Kinderkrankheiten wie Keuchhusten, Masern, Scharlach oder Windpocken unterstützt er wirkungsvoll die Genesung. Weitere wohltuende Wirkungen etwa bei Blasenentzündung und Ohrenschmerzen sind dagegen in Vergessenheit geraten. Eine Heilpflanze, die es wiederzuentdecken gilt! Hilfreiche Tipps aus der Volksheilkunde: Ein Überblick über die Anwendungsmöglichkeiten des vielseitigen Heilbaums. Mit großer Rezeptsammlung.

Heilpflanze Holunder - Überlieferte Hausmittel
Anwendungen von A bis Z Rezepte
von Ellen Heidböhmer

Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Verlag: Herbig