Clemens von Bönninghausen - ein bedeutender Homöopath

Neben Hahnemann gilt Clemens von Bönninghausen heute noch als der Wegbereiter der homöopathischen Praxis.  Er war der erste Nichtarzt der die klassische Homöopathie offiziell ausüben durfte.

Clemens Maria Franz von Bönninghausen wurde im Jahre 1785 auf dem Landgut Herinckhave/Niederlande geboren. Der Jurist und Botaniker war ein sehr geschätzter Schüler von Samuel Hahnemann und hat in der Entwicklung der klassischen Homöopathie entscheidende Meilensteine gesetzt.

Es ist über seine Kinder- und Jugendzeit wenig bekannt, ausser dass er das Gymnasium in Münster besuchte und sich im Jahre 1803 an der Universität in Groningen einschrieb. Er studierte Jura und schloss das Studium 1806 mit der Promotion ab. Während seines Jurastudiums besuchte der viel- und sprachbegabte Student medizinische und naturwissenschaftliche Vorlesungen. Nach Abschluss seines Studiums eröffnete er eine Kanzlei.

Vom Hofbibliothekar zum landrätlichen Kommissarius

Im Jahre 1807 begleitet Clemens von Bönninghausen seinen Vater zu König Louis Napoleons Hof in Utrecht/Niederlande. Durch seine hervorragenden französischen Sprachkenntnisse erhält er eine Audienz beim König. Er hinterläßt bei diesem durch sein großes Allgemeinwissen einen großen Eindruck und wird vom holländischen Monarchen zum königlichen Bibliothekar ernannt. König Louis Bonaparte dankt im Jahre 1810 ab. Daraufhin zieht Clemens von Bönninghausen nach Darub/Westfalen auf das elterliche Landgut und beschäftigt sich mit der Landwirtschaft und der Botanik In dieser Zeit heiratet er seine Frau Sofia von Schade und im Jahre 1814 wird der erste Sohn Clemens Ludwig geboren. Der Sohn erkrankt schwer an Asthma. Bönninghausen heilt seinen Sohn einige Jahre später mit Phosphorus. Durch die intensive Arbeit im elterlichen Betrieb leitete er wesentliche Verbesserungen in der westfälischen Landwirtschaft ein. Er veröffentlichte auf diesem Gebiet Publikationen und wird im Jahre 1816 zum landrätlichen Kommissarius des Kreises Coesfeld ernannt. Von Bönninghausen gründete 1819 den landwirtschaftlichen Verein für den Regierungsbezirk Münster.

Von Bönninghausen wird Regierungsrat

Am 30. November 1818 beauftragte der damalige Oberregierungspräsident Ludwig von Vincke den Landrat Bönninghausen, eine Untersuchung an der damaligen erkrankten und stigmatisierten Nonne Anna Katharina Emmerick (1774 bis 1824) durchzuführen. 1820 stirbt seine Frau Sofia von Schade an den Folgen einer bösartigen Erkrankung. Zwei Jahre später arbeitet er für Rheinland und Westfalen als Generalkommissar. Er heiratet Maria Amalie von Hamm. Er hat mit ihr 9 Kinder, wobei zwei bereits in jungen Jahren sterben. Mittlerweile ist Bönninghausen Regierungsrat geworden und unternimmt viele Reisen in die Gemeinden. Dadurch eignet er sich viele Kenntnisse in Botanik an, schreibt Aufsätze über die Flora von Westfalen und beschäftigt sich eingehend mit der Wirksamkeit der Ginsengwurzel.

Zwei Pflanzen erhalten seinen Namen Genus

Seine jahrelangen Erfahrungen als Botaniker werden dadurch geehrt, dass zwei Pflanzen seinen Namen als Genus erhalten. 1826 wird er Direktor des botanischen Gartens in Münster. Er freundet sich in dieser Zeit mit Dr. Weihe, einem homöopathischen Arzt an. 1827 erkrankt Bönninghausen an der Lungentuberculose, sein botanischer und homöopathischer Freund Dr. Weihe (1779 - 1834) behandelt ihn mit Pulsatilla. Bönninghausen wird wieder gesund. Durch dieses Ereignis begann Bönninghausen das Studium der Homöopathie, welches 1796 von Samuel Hahnemann begründet worden war. Zu diesem Zeitpunkt steht er mit Hahnemann im Briefkontakt. Beide lernen sich 1833 erstmals bei einem Treffen anläßlich einer Promotionsfeier in Köthen kennen. 1829 behandelt Bönninghausen die damals schon bekannte Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Die Kaiserin Eugenie von Frankreich zählt ebenfalls zu seinen prominenten Patienten.

Der erste Heilpraktiker

Bönninghausen war als homöopathischer Praktiker sehr erfolgreich und erwarb 1843 durch Verfügung König Friedrich Wilhelms IV, dass er einem Arzt gleichgestellt wurde. Bönninghausen war somit der erste Nichtarzt der die klassische Homöopathie offiziell ausüben durfte.

Er schrieb im Laufe seines Lebens sieben Werke, darunter auch das "Therapeutische Taschenbuch" das 1846 erstmals erscheint. In diesem Repertorium gliederte er die Patientensymptomatik in Haupt- und Nebensymptome ein, arbeitete Mittelverwandtschaften aus, beschrieb die Anwendung von Zwischenmitteln und erhob die C 200 zur Regelpotenz. Er arbeitete charakteristische Symptome eines Mittels heraus, die er als GENIUS bezeichnete. Dieses Werk fand erheblichen Anklang, erschien in mehreren Fremdsprachen und galt damals als Standardwerk.

Neben Hahnemann gilt Bönninghausen heute noch als der Wegbereiter der homöopathischen Praxis. Er erhielt viele Ehrenmitgliedschaften homöopathischer Gesellschaften und wurde zum Dr. med. h.c. ernannt. Der rege Briefwechsel zwischen Hahnemann und Bönninghausen weisen auf eine tiefe Freundschaft hin und später wird sein Sohn Karl Hahnemanns Schwiegersohn. Das Buch "Der Briefwechsel zwischen Samuel Hahnemann und Clemens von Bönninghausen" geschrieben von Martin Stahl, (erhältlich bei AMAZON) gibt hierzu nähere Auskunft. Clemens von Bönninghausen verstarb am 26.01.1864.

Seine Werke
• Beiträge zur Kenntniss der Eigenthümlichkeiten aller bisher vollständiger geprüften
  homöopathischen Arzneien, Münster 1833
• Therapeutisches Taschenbuch, Münster 1846
• Der homöopathische Hausarzt, Münster 1853
• Die Körperseiten und Verwandtschaften, Münster 1853
• Die homöopathische Behandlung des Keuchhustens, Münster 1860
• Versuch einer Homöopathischen Therapie der Wechsel- und anderer Fieber, Leipzig 1864
• Die Aphorismen des Hippokrates, Leipzig 1863

Weiterführende Literatur zum Thema Homöopathie!

Das erste vollständige Bönninghausen-Repertorium. Auf der Grundlage des therapeutischen Taschenbuchs von 1846. Sämtliche von Bönninghausen erstellten und bearbeiteten Quellen. Mit dem Wissen aus erster Hand verlässlich das passende Mittel finden. Clemens von Bönninghausen, ein Schüler Hahnemanns, stand bei der Entstehung des Repertoriums im persönlichen Austausch mit seinem Lehrmeister. Er schuf das erste Repertorium mit einer Einteilung der Arzneien in Mittelgrade. Die Wertigkeiten der Arzneisymptome sind im vorliegenden Werk durch zweifarbigen Druck auf einen Blick erkennbar. Der Herausgeber hat das ursprüngliche Repertorium durch andere Werke Bönninghausens erweitert und somit das Behandlungsspektrum vergrößert. Insgesamt 98 Arzneimittel sind charakteristisch bestimmt. Ein praxisnahes Repertorium vom Wegbereiter der homöopathischen Praxis.

Bönninghausens Repertorium der homöopathischen Arzneimittel
Mit Geniushinweisen

von Kastner
Verlag: Haug-Verlag