Naturmode aus pestizidfreier Baumwolle

Naturtextilien sind hautverträglich, enthalten keine schädlichen Chemikalien und sind dabei bereits während des gesamten Herstellungsprozesses umweltverträglich. Baumwolle, das «weiße Gold» wird in circa 70 Ländern angebaut und spielt in der Textilindustrie sowie auch in der pharmazeutischen Industrie bei der Herstellung von Verbandsmaterial eine große Rolle. Keine Nutzpflanze wird derzeit so intensiv mit Pestiziden und Düngemitteln behandelt wie die Baumwolle. Um Mensch, Tier und Umwelt zu schützen, sind neben anderen Umweltthemen auch Naturfasern ein wichtiger zu berücksichtigender Faktor im Ökosystem.

Juckreiz/Allergien durch pestizidbelastete Baumwolle

Pestizide und Chemikalien stecken in vielen Kleidungsstücken, ohne das man Kenntnis davon hat. Ein T-Shirt aus «100 Prozent Baumwolle» lässt zudem noch keine Aussage über den Gehalt von Schadstoffen zu. Viele gesundheitsgefährdende Stoffe verursachen Juckreiz und Allergien, deren Ursache oft unbekannt ist. Wer denkt denn schon daran, dass als möglicher Auslöser für diffuse Störungen des Wohlbefindens die Kleidung eine Rolle spielen könnte. Die konventionell angebaute Baumwolle wird fast ausschließlich in Monokulturen gezogen, was wiederum zu einer hohen Anfälligkeit für Schädlinge führt. Aufgrund der starken Ausbreitung des Kapselwurmes (Helicoverpa armigera) und des Baumwollkapselkäfers (Anthonomus grandis) werden daher Insektizide in großen Mengen ausgebracht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte bereits in den neunziger Jahren von den 25 am häufigsten benutzten Giften 15 als mittel und 4 als extrem gefährlich ein. Zu den bekanntesten verwendeten Pestiziden zählt die Gruppe der Pyrethroide und Organphosphate (u. a. Endosulfan), von denen über 100 Wirkstoffe als Nervengifte bekannt sind.

Gesundheitsschäden durch Pestizide

Pestizide werden beim Tragen der Kleidung über die Haut oder auch durch das Nuckeln von Kleinkindern an Baumwollstoffen über den Mund aufgenommen. Mit der Zeit können, abhängig von der Dosis, Allergien, Juckreiz, Vergiftungserscheinungen wie Kopfschmerz, Übelkeit, Schwindel und Erbrechen auftreten. Besonders gefährlich für den Menschen sind die schleichenden Wirkungen der Pestizide, die zu Unfruchtbarkeit, Erbgutveränderungen und Zellteilungsstörungen führen, das Immunsystem beeeinträchtigen und Krebs entstehen lassen. Pestizide können zudem Veränderungen im Hormonhaushalt auslösen und stehen daher im Verdacht, die Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen. So ist in den letzten Jahren eine starke Abnahme der Spermienzahl sowie Spermienqualität bei Männern beobachtet worden. Auch eine deutliche Zunahme von Hoden- und Brustkrebs wird mit den hormonell wirksamen Chemikalien in Verbindung gebracht.

Rachel Carson: Der stumme Frühling

Die aus Pensylvania stammende Schriftstellerin und Biologin Rachel Carson veröffentlichte im Frühjahr 1962 ihr Buch "Der stumme Frühling". Schon damals wies sie auf die Gefahren der chemischen Pflanzenschutzmittel sowie deren Auswirkungen auf Natur und Menschen hin. Das informative und aufrührende Sachbuch hat bis heute nichts von seiner Aktualität verloren und öffnet demjenigen, der es gelesen hat, die Augen.

Das «IVN-Logo» kennzeichnet Baumwolle aus ökologischem Anbau

Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau ist qualitativ nicht nur hochwertig, es wird dabei auch auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet. Dem Ackerboden werden nur natürliche Nährstoffe wie Mist und Mulch als Düngemittel zugeführt, Schädlinge werden mit ungefährlichen Duftlockstoffen bekämpft, das Unkraut jäten die Bauern mit der Hacke und die Ernte wird noch traditionell mit der Hand eingeholt. Auch bei dem Einfärben der Baumwolle gelten strenge Regeln hinsichtlich Abbaubarkeit und Verträglichkeit der verwendeten Faben. Das Qualitätszeichen NATURTEXTIL wird nur an ausgesuchte und geprüfte Textilien vergeben. Der IVN (Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft) hat ausführliche Qualitätsrichtlinien entwickelt, die ständig überprüft und ausgebaut werden. Die darin festgelegten Standards für die umweltverträgliche Herstellung geben zudem die Sicherheit, ein Baumwoll-Produkt erworben zu haben, das frei von Schadstoffen ist.

Bezugsquellen von Naturtextilien

Naturtextilien können Sie in speziellen Fachgeschäften, Bioläden sowie auch im Internet erwerben. In Deutschland gibt es derzeit circa 600 Fachgeschäfte für Naturmode aus kontrollierten Anbau, in einigen Naturkostläden werden auch Socken und Baby-Textilien angeboten. Viele dieser Firmen präsentieren ihre Produkte in speziellen Online-Shops im Internet und geben dort auch Auskunft über Herstellung und Verarbeitung.

Weiterführende Literatur!

Der stumme Frühling erschien erstmals 1963. Der Titel bezieht sich auf das Märchen von der blühenden Stadt, in der sich eine seltsame, schleichende Seuche ausbreitet. Das spannend geschriebene Sachbuch wirkte bei seinem Erscheinen wie ein Alarmsignal und avancierte rasch zur Bibel der damals entstehenden Ökologie-Bewegung. Zum ersten Mal wurde hier in eindringlichem Appell die Fragwürdigkeit des chemischen Pflanzenschutzes dargelegt. An einer Fülle von Tatsachen machte Rachel Carson seine schädlichen Auswirkungen auf die Natur und die Menschen deutlich. Ihre Warnungen haben seither nichts von ihrer Aktualität verloren.

Der stumme Frühling
von Rachel Carson, Joachim Radkau, Margaret Auer

Taschenbuch: 348 Seiten
Verlag: C.H.Beck