Efeu: Ein sagenhafter Emporkömmling

Wer kennt ihn nicht, den grünen Efeu (Hedera helix L.), der sich malerisch an alten Gemäuern, Dachrinnen und Bäumen emporwindet oder als Zimmerpflanze die Wohnung schmückt. Zur Geltung kommt dieser eigenwillige Baumbewohner vor allem dann, wenn sich im Winter die Pflanzenwelt zurückgezogen hat. Bereits in der Antike galt der immergrüne Efeu als Sinnbild für ewiges Leben und die Unsterblichkeit der Seele. Erst im 19. Jahrhundert erlebte der Efeu als einfaches Mittel der Volksheilkunde seinen Durchbruch als ernsthafte Arznei gegen Husten und Bronchitis. Dies geschah jedoch durch einen Zufall: Einem Arzt war aufgefallen, dass Kinder, die Milch aus Schüsseln des Efeuholzes tranken, selten Husten bekamen. Inzwischen hat die Wissenschaft die Wirksamkeit des Efeus als Schleim- und Hustenlöser bestätigt. Die herausragende Arzneipflanze hat sich besonders als ein Mittel bei Atemwegserkrankungen und Asthma in der Kinderheilkunde etabliert und einen Namen gemacht.

«Dionysische Masslosigkeit»

Der Efeu war neben der Weinrebe im antiken Griechenland das Attribut des Dionysos - im römischen Kulturkreis «Bacchus» und im ägyptischen Kulturkreis «Osiris» genannt - des Gottes des Weines, des Rausches und der Fruchtbarkeit. Dionysos trägt auch den Beinamen «kissos» (Efeu). Er wurde nach der Legende bei seiner Geburt von schnellwachsenden Efeutrieben umschlungen und so vor den todbringenden Blitzen seines zornigen Vaters Zeus geschützt. Es war ein alter Brauch, die Dionysos- oder Bacchusstatuen mit Efeu zu schmücken. Diese erregten die «bacchische Ausgelassenheit», indem sie das Blut in weintrunkene Wallung brachten. So erwähnt der griechische Dichter Sophokles (497/496 bis 406/405 vor Christus): «O sehet, es erregt mir den Geist der Efeu, der zum bacchischen Lusttaumel mich entrückt».

Berauschende Feste

Dionysos' Begleiterinnen, die Mänaden oder auch Bacchantinnen, trugen auf ihren Köpfen Efeukränze und hielten in ihren Händen oft einen mit Efeu umwundenen Thyrsosstab. Dieser Stab, der zudem noch mit Weinlaub umkränzt und an der Spitze mit Pinienzapfen versehen war, symbolisierte die Zeugungskraft und Fruchtbarkeit des Gottes. Da Efeublätter nicht nur die feurige Komponente der Ausgelassenheit nährten, sondern auch die vom Alkohol erhitzten Häupter zu kühlen vermochten, trug man während der festlichen Gelage Efeukränze. Mit der Zeit allerdings wurden die Feste immer schamloser, sodass sie in Verruf gerieten. Efeu wurde zur unreinen Pflanze erklärt und kurzer Hand aus so manchem Tempel verbannt. Wegen dieser extremen Ausgelassenheit nahm die Wertschätzung des Dionysos zusehends ab. Dennoch gilt die Ranke auch heute noch als Symbol der Heiterkeit und viele Winzer hängen sich immer noch einen Efeukranz an die Tür.

Sinnbild der Treue und Unsterblichkeit

Trotz der symbolbehafteten Verbindung mit der dionysischen Ausgelassenheit besitzt die Ranke auch noch einen anderen historischen Stellenwert, sie gilt aufgrund ihrer engen Verbundenheit mit Bäumen auch als Sinnbild für Treue und Zuverlässigkeit. Im antiken Griechenland wurde deshalb ein Efeuzweig zur Hochzeit gereicht, um damit den ewigen Bund der Ehe zu bekräftigen. Die Überlieferung eines nicht endenden Treuebundes zweier Liebender erzählt die Geschichte von Tristan und Isolde. König Marke ließ das Liebespaar an zwei verschiedenen Seiten der Kirche begraben, um sie auch im Tod zu trennen. An den Gräbern jedoch begannen Efeustöcke sich bis zum Dach der Kirche hochzuranken um sich dort wieder zu vereinigen. Efeu symbolisiert, wie auch viele andere immergrüne Gewächse das ewige Leben. So geben alte Efeuabbildungen auf Särgen und an Kirchen Zeugnis von der christlichen Hoffnung auf die Unsterblichkeit. Der Gedanke der Unvergänglichkeit war so fest verankert, dass die ersten Christen ihre Verstorbenen auf Efeulaub betteten. Auch heute noch kann der Efeu auf so manchen Grabstätten als Rankpflanze und Bodendecker angetroffen werden.

Efeukranz der Gasthäuser

Im Altertum stellte man nach abergläubischer Manier Weinbecher aus Efeuholz her, weil man davon überzeugt war, dass die aus Efeu hergestellten Gegenstände verwässerten Wein entlarven könnten. Ein anderer verbreiteter Brauch der Römer war, dass Efeu in Form eines Kranzes oder Busches als Wirtshausschild zu jeder gastronomischen Einrichtung gehörte. Diese altrömische Sitte reichte weit bis in das Mittelalter hinein und war in ganz Europa verbreitet. Noch heute erinnert eine englische Redewendung an diese alte Tradition: «Good wine needs no bush», (gute Ware benötigt keine Reklame oder gute Ware lobt sich selbst).

Arzneipflanze mit Tradition

Auch in der Heilkunde besitzt Efeu als Arzneipflanze eine lange Tradition. Bereits Hippokrates von Kós, der «Vater der Medizin» (um 460 bis etwa 375 vor Christus), nutzte die Wurzeln, Blätter und Früchte der Ranke sowohl innerlich als auch äußerlich gegen Milzbeschwerden, Gicht, Ohren- und Kopfschmerzen, Lungenleiden und Fieber. Allerdings wusste man damals noch nichts von den wirkungsvollen Inhaltsstoffen, sodass die enormen Heilkräfte auf die in den Pflanzen wohnenden Götter und Geister zurückgeführt wurden. Erstmals ohne abergläubisches und magisches Beiwerk, versuchte sich Dioskurides (um 60 nach Christus) - Militärarzt und Verfasser der pharmakologischen «Materia Medica» - davon zu distanzieren. Dioskurides schätzte die Heilkraft des Efeus sehr und empfahl ihn zur äußeren Anwendung gegen Menstruationsbeschwerden, Kopf-, Ohren- und Zahnschmerzen und Brandwunden. Allerdings wußte er auch, dass die Ranke giftige Anteile in sich trägt und warnte ausdrücklich vor der inneren Einnahme des Efeusaftes, da dieser eine Geistesstörung verursachen könne.

Hildegards uraltes Wissen

Die Naturforscherin und Äbtissin Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) [Hildegards Biographie, hier:] schreibt dem Efeu eine kühlende Wirkung zu, der - äußerlich angewendet - bei unregelmäßigen Blutungen sowie gegen Gelbsucht hilfreich sein solle. In Verbindung mit Beinwell empfiehlt sie die Naturmedizin auch gegen Eingeweidebrüche. Schon damals, jenseits aller wissenschaftlichen Erkenntnisse, war sie der Auffassung, dass die Krankheit in die Pflanze überginge und somit eine baldige Genesung zu erwarten sei. Sie riet jedoch vom inneren Genuß der «schädlichen Ranke» ab.

Efeu als Naturarznei in der Neuzeit

Efeu hat sich im 16. Jahrhundert als Arzneipflanze fest etabliert und erhielt auch zunehmend Aufmerksamkeit als Mittel gegen entzündliche Reizungen der Schleimhäute im Mund- und Rachenraum. Außerdem war er als wirksame und sanfte Naturmedizin in der Volksheilkunde ein gern gesehener Gast gegen Nasenpolypen, Rachitis, Ischias, Milzleiden und Gicht. Der Botaniker und Arzt Hieronymus Bock (1498 bis 1554) empfahl Efeu prophylaktisch bei Trunkenheit und schrieb wie folgt: «Fünff oder sechß körner... bewahren den menschen das er nit leicht truncken werde».Selbst dem italischen Universalgenie Leonardo da Vinci (1452 bis 1519) waren die gesundheitsfördernden Eigenschaften der Ranke aufgefallen: Wildschweine hatten seinen Beobachtungen zufolge ihre Unpässlichkeiten mit dem Vertilgen von Efeublättern kuriert. Der deutsche Theologe und Botaniker Otto Brunfels (1488 bis 1534) - Carl von Linné bezeichnete ihn als den «Vater der Botanik» - berichtet in seinem «Contrafayt Kreuterbuch» (1532) von der empfängnisverhütenden und sogar abtreibenden Wirkung der Pflanze hierüber: «Alle frommen Frauen sollen sich hüten, von diesem Safte gekochte oder gebrannte Wasser zu sich zu nehmen. Den Schleppsäcken und den Schapeljungfrauen (Freudenmädchen) soll man solch Geheimnis nicht offenbaren....». Efeu kann also auf eine lange Geschichte zurückblicken und erhielt dennoch seine Anerkennung als respektable pflanzliche Arznei gegen Husten und Bronchitis erst im 19. Jahrhundert.

Unbekannte Etymologie

Die Herkunft des Namens «Efeu» ist unsicher und umstritten, obwohl die botanische Bezeichnung «Hedera helix» bereits von dem römischen Dichter Publius Vergilius Maro (70 bis 19 vor Christus) - alias Virgil - sowie von Plinius (23 bis 79 nach Christus) gebraucht wurde. Der lateinische Name «Hedera» leitet sich vom griechischen Wort «hedra» (festsitzen) ab und bezieht sich auf die Haftwurzeln des Efeus. Das lateinische Epitheton «helix» geht auf das griechische Wort «helica» oder «helissein» zurück und heißt übersetzt «windend». Die deutsche Erklärung für «Efeu» sowie seine verwandte englische Bezeichnung «ivy» lassen sich nicht eindeutig erklären, ausser dass sie sinngemäß mit dem Steinbock (lateinisch = ibex), dem eigentlichen Kletterer in Verbindung gebracht werden könnten. Anderen Quellen zufolge könnte man im Wort «Eph-heu» das althochdeutsche «ebahewi» (eba= Kletterer und hewi= Heu) wiederfinden.

Namen aus dem Volksmund

Madaus weist darauf hin, dass der Gattungsname «Hedera» nicht mit Hedera terrestris, der alten Bezeichnung für die Gundelrebe oder Gundermann (Glechoma hederaecea L.) zu verwechseln sei, da auch diese Pflanze efeuartige Blätter besitze. Im Volksmund wird Efeu, wahrscheinlich wegen seinen mauerumhüllenden Eigenschaften, auch Mauerwurz, Mauerranke, Wintergrün, Klimmup, Kreiser, Eppich, Totenranke oder Baumwürger genannt. Seine damals noch umgangsprachliche Bezeichnung Matthiaskraut geht auf einen alten Brauch am Matthiae-Abend, dem 24. Februar zurück. Für dieses - bis Mitte des 17. Jahrhunderts - oft durchgeführte Eheorakel liess man Efeulaub auf Wasser schwimmen. Berührten sich dabei die Blätter, stand eine glückliche und lang andauernde Ehe bevor.

Enge Verwandtschaft zum Ginseng

Efeu zählt als einziger mitteleuropäischer Vertreter einer hauptsächlich tropisch vorkommenden Pflanzenfamilie zu den Araliengewächsen (Araliaceae), die etwa 70 Gattungen mit rund 700 Arten umfasst. Verwandt ist die immergrüne Kletterpflanze mit dem Ginseng (Panax ginseng C.A. MEYER) aus China und Korea. Die überwiegend vorkommenden Arten der Araliengewächse sind in den tropischen Waldgebieten in Indonesien, dem tropischen Amerika sowie in Polynesien und Australien zu finden. Nach gegenwärtiger Meinung kann die Gattung Hedera weltweit zwölf Arten vorweisen; ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Westeuropa und den Kanarischen Inseln über Mittel- ,Südeuropa und Nordafrika bis nach Ostasien. Der korrekte botanisch-wissenschaftliche Name des in Europa beheimateten «gewöhnlichen Efeus» lautet Hedera helix Linné supspecies helix.

Lichtscheuer Wurzelkletterer

Die immergrüne Ranke ist eine im unteren Teil verholzte und verzweigte Kletterpflanze, die mit ihren sprossbürtigen Haftwurzeln meist Bäume, Mauern und Felsen erklimmt. Die Liane erreicht dabei Höhen von maximal 30 Metern. Hat die Pflanze eine beachtliche Größe erzielt, wird sie für ihren Trägerbaum eine zu starke Last. Dieser erhält dann zu keiner Jahreszeit mehr genügend Licht auf die eigenen Blätter und kann seiner Stammmasse die benötigte Energie nicht mehr zuführen. Nach vielen Jahren der Schwächung fällt der Baum schließlich, umklammert von Efeu, während eines Sturmes um. Da Efeu bevorzugt im Schatten und Halbschatten wächst und das Licht scheut, lebt er dann am Boden bei unverletztem Wurzelwerk in krautreichen Eichen- und Buchenmischwäldern weiter. Wasser und Nährstoffe holt sich Efeu mit Hilfe seiner eigenen Bodenwurzeln und nicht - wie fälschlich angenommen - mit den Haftwurzeln, mit denen er angeblich «Bäume wie ein Schmarotzer aussauge».

Botanischer Sonderling

Als botanischer Sonderling besitzt der Efeu einen ganz eigenen Lebensrhythmus. Er blüht nach vielen Jahren des Wachstums je nach Standort in den Monaten August bis Dezember, bildet im Winter grüne Früchte aus, die sich im Frühjahr zur Reife entwickeln. Die blauschwarzen Beeren sind - bedingt durch die jahreszeitliche Futterknappheit - eine willkommene Nahrung für Gartenrotschwänzchen, Mönchsgrasmücke, Amsel und Drossel. Achtung: Die blauschwarzen bitteren Beeren sind für Menschen, Pferde, Hunde, Katzen und Nagetiere giftig! Mit dem Übergang in die Blühphase bildet der Sonderling keine Haftwurzeln mehr aus. Die Blätter der Triebe wechseln ihre Anordnung von zweizeilig auf spiralig, und aus den ursprünglich ledrigen drei- bis fünflappigen Schattenblättern werden eirautenförmige, lang zugespitzte Lichtblätter. Man unterscheidet hierbei zwischen den Jugend- (Juvenilsprosse mit Haftwurzeln ) und den Altersblättern (Adulte Blühsprosse ohne Haftwurzeln). Efeu kommt in sehr schattigen Lagen nie zum Blühen und bildet somit nur Kriechsprosse aus.

 

Nahrungsquelle für Insekten

An den Enden der fruchttragenden Triebe bilden sich Dolden aus grüngelben bis weißlich gefärbten, kleinen strahlenförmigen Blüten. Diese sind meist zwittrig, fünfzählig und besitzen zwei Zentimeter lange und behaarte Stiele. Die Blüten weisen zudem einen kurzen Kelch, fünf Staubblätter, einen Griffel und einen fünfkammerigen Fruchtknoten auf. Aufgrund der späten Blüte im Herbst ist die Ranke eine wichtige Nahrungsquelle für Bienen, Wespen und Schwebfliegen. Efeu beginnt erstmals in einem Alter zwischen acht und zehn Jahren zu blühen, ist also hinsichtlich der Fortpflanzung ein Spätentwickler. Die Kletterpflanze erreicht ein stattliches Alter von über 400 Jahren und kann dabei einen Stammumfang von mehr als einem Meter hervorbringen. Efeu bevorzugt milde Winter und benötigt im Sommer zum guten Gedeihen feuchte Luft. Sonnenbrände und Frostschäden können an braunfleckigen Blättern erkannt werden.

Efeu gegen Erkältungskrankheiten

Efeu ist eine wirksame Arzneipflanze bei Reizhusten, Bronchialkatarrh und verschleimten Bronchien. Diese Eigenschaft kann auf die in der Pflanze enthaltenen Saponine zurückgeführt werden, die allerdings bis zu einem gewissen Grad giftig sind. Vor allem die toxisch wirkenden Beeren dürfen keinesfalls verzehrt werden. Aufgrund der Giftigkeit der Pflanze werden die Blätter (Hederae helicis folium) nicht mehr zur inneren Anwendung gesammelt und als Tee zubereitet, sondern in der modernen Phytotherapie als standardisierte Fertigpräparate - erhältlich in Drogerien, Apotheken und Online-Shops - verwendet. Mehr Infos zu «Efeu-1A Pharma Hustensaft» finden Sie auf der Homepage der Online-Apotheke: >> online bestellen Hervorragend selbst behandeln lassen sich Katarrhe der Luftwege, wie zum Beispiel trockener oder verschleimter Husten. Bei ernsteren Erkrankungen wie akuter und chronischer Bronchitis oder Asthma bronichiale sollten Efeu-Präparate als begleitende therapeutische Maßnahme nur unter vorheriger Absprache mit einer fachkundigen Person eingesetzt werden.

Erfahrungsheilkunde

In der Erfahrungsheilkunde werden auch heute noch Efeublätter äußerlich bei Brandwunden, Hühneraugen und anderen Entzündungen eingesetzt. Es wurden auch Erfolge bei der Behandlung von Cellulite (Orangenhaut) mit Efeuextrakten in kosmetischen Präparaten erzielt, da durch die adstringierende (zusammenziehende) und anästhetische (betäubende) Wirkung kräftige Massagen möglich seien und zudem die gefäßverengenden Eigenschaften mithelfen sollten, das im Gewebe gespeicherte Wasser zu entziehen. Leider konnten die Wirkmechanismen bei den äußeren Anwendungsbereichen wissenschaftlich bislang nicht belegt werden.

Efeu-Hühneraugen-Auflage

Frisch gesammelte Efeublätter werden zwei Tage lang in Essig eingelegt, danach feucht über Nacht auf die Hühneraugen gelegt und am nächsten Morgen wieder entfernt. Diese Vorgehensweise wird solange wiederholt, bis die Hühneraugen verschwunden sind.

Efeu-Cellulite-Kompressen
Zwei Teelöffel frische Efeublätter in 250 Milliliter kaltes Wasser legen und etwa acht Stunden ziehen lassen. Danach vier- bis fünfmal täglich auf die betroffenen Hautstellen legen und einwirken lassen.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen:
In jedem Fall ist bei Anwendung von Fertigpräparaten die Packungsbeilage zu beachten. Der Saft frischer Blätter kann allergische Hautreaktionen hervorrufen. Gegenanzeigen sind derzeit keine bekannt. Generell sollten alle Präparate auf Efeubasis niemals in Reichweite von Kindern gelagert werden. Ebenso muss berücksichtigt werden, dass die Früchte des Efeus giftig sind.

Hauptwirkstoff «Saponin» mit vielfältigen Wirkungen

Efeublätter (Hederae helicis folium) enthalten als Hauptwirkstoff zwei bis sechs Prozent Triterpen-Saponine. Saponine («sapo» bedeutet Seife) zählen zu den glykosidischen Naturstoffen, die oberflächenaktive Eigenschaften besitzen und in wässriger Lösung schäumen. Efeu wurde in früheren Zeiten oft als Waschmittel benutzt, heute dagegen rücken aus ökologischen Gründen die indischen Waschnüsse, die ebenfalls eine hohe Konzentration an Saponinen aufweisen, immer mehr ins Rampenlicht der Verbraucher. Zu den saponinhaltigen Pflanzen gehören unter anderem Efeu, Ginseng, Süßholz, Gundelrebe, Schwarzkümmel,Schlüsselblume, Salbei, Rosmarin, Seifenkraut, Kastanien sowie der südamerikanische Seifenrindenbaum. Aber auch in Gemüse- und Getreidepflanzen, wie zum Beispiel in Sojabohnen, Erbsen, Hafer, Weizen, Gerste, Linsen, Spargel,Spinat, Tomaten,Kartoffeln oder Feldsalatsind Saponine enthalten. Die bitter schmeckenden Saponine werden nach ihrer aufbauenden Struktur in Triterpene, Steroidsapogenine und Steroidalkaloide unterschieden. Efeusaponine besitzen ausgeprägte fungizide (pilzabtötende), antivirale sowie bakteriostatische Eigenschaften und greifen damit den Husten gleich auf mehreren Ebenen an. Zum Einen setzen die seifenähnlichen Stoffe des Efeus die Oberflächenspannung des Schleimes in den Atemwegen herab und erreichen so eine Verflüssigung, zum Anderen wird die Beweglichkeit der Flimmerhärchen (kleine Härchen) in den Bronchien erhöht und damit ein Abfließen des Schleimes begünstigt. Efeusaponine, vor allem das Hederacosid C, wirken spasmolytisch (krampflösend) auf die Muskulatur der Bronchien. Das Alpha-Hederin ist ein Abkömmling der Efeusaponine und soll in sehr geringen Mengen (in hohen Dosen wirkt es toxisch!) eine leberschützende und venenstärkende Wirkung besitzen. Weiterhin sind in der Pflanze geringe Mengen von phenolischen Verbindungen (Kaffesäure und Rutin), Vitamine, Jod und Falcarinol enthalten. Der Stoff «Falcarinol» wird für die sich in manchen Fällen entwickelnden Hautreizungen und Allergien durch den Kontakt mit frischen Efeublättern verantwortlich gemacht.

Toxische Wirkung der Beeren

Toxische Wirkung der Beeren
In der ganzen Pflanze, aber vor allem in den Beeren wirkt das Alpha-Hederin in hohen Dosen toxisch. Es zeigen sich nach dem Verzehr der Beeren vielfältige Vergiftungserscheinungen, wie Brechdurchfall, Krämpfe, Benommenheit, geistige Verwirrung bis hin zu einem völlig apathischen und regungslosen Zustand. Zudem kann sich scharlachroter Hautauschlag im Gesicht, am Rücken und an den Beinen in Verbindung mit Fieber, beschleunigten Puls und weiten Pupillen entwickeln. Diese Vergiftungsbilder sind vor allem bei Kindern bekannt.

Efeu klinisch erprobt!

Efeu hat sich mittlerweile in der Schulmedizin als ein bewährtes pflanzliches Mittel (Zusatztherapeutikum) bei chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankungen erwiesen. Die Wirksamkeit eines Efeublätter-Trockenextraktes bei Asthma bronchiale wurde in einer Studie von H. J. Mansfeld in der Hochgebirgsklinik Davos Wolfgang nachgewiesen. Dabei wurde im Jahr 1997 die Gabe einer Efeuarznei an 24 Kinder im Alter zwischen 4 und 12 Jahren untersucht. Das Mittel half gegen Husten, Atemnot und der Sputum (Auswurf) besserte sich hinsichtlich seiner Qualität. Efeublätter-Trockenextrakt wurde insgesamt als ein gut verträgliches Therapeutikum zur Behandlung von Asthma bronchiale eingestuft. Mehr Infos zu «Prospan Hustentropfen» finden Sie auf der Homepage der Online-Apotheke: >> online bestellen. Aber nicht nur an Kindern, sondern auch an Erwachsenen zeigten Untersuchungen einen positiven Effekt bei Atemwegserkrankungen. So bestätigt eine weitere Klinische Studie aus dem Jahr 1989 über eine durchgeführte Untersuchung an 30 Personen mit chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankungen die gesundheitsfördernden Eigenschaften der Pflanze. Auch hier besserten sich bei allen Patienten die Krankheitssymptome.

Efeu (Hedera helix) in der Homöopathie

Aus den jungen Blattsprossen der blühenden Pflanze wird die Urtinktur gewonnen, da diese einen hohen Jodgehalt aufweist. Im Jahre 1932 wurde Hedera helix erstmals von dem homöopathischen Arzt Julius Mezger (1891 bis 1974) an 17 Personen geprüft. (Siehe Erläuterung zur Arzneiprüfung) Dabei kristallisierte sich das Symptomenbild einer Schilddrüsenüberfunktion (Hypertyhreose) heraus, das sich unter Vorhandensein von Wärme verschlimmerte. Weiterhin traten katarrhalische Erscheinungen an allen Schleimhäuten des Körpers auf. Zudem wurde ein ausgesprochener starker Bronchialkatarrh beobachtet. Auch Schmerzen an Magen und Gallenblase in Verbindung mit Appetitlosigkeit oder nervösem Hunger. der mit Essen sofort gebessert wurde, stellten sich während der zwölfwöchigen Arzneiprüfung ein. Julius Mezger stufte die zusätzlich aufgetretenen Modalitäten, wie zum Beispiel eine allgemeine Verschlimmerung morgens zwischen drei und fünf Uhr und die Besserung am Abend, als sehr bedeutsam ein.

Homöopathische Anwendungsbereiche

Hedera helix bei Struma (Kropf), M. Basedow, Schild-drüsenüberfunktion (Hyperthyreose) in Verbindung mit Herzrasen, Angstzuständen, Schweißausbrüchen und begleitet von feinen stechenden Herzschmerzen, die auch nachts zwischen drei und fünf Uhr auftreten können. Mezger beschreibt hierbei ein absonderliches und seltsames Symptom, welches es bei der Mittelwahl zu beachten gelte: «Es bestehe ein Gefühl, als müsse das Herz gegen einen starken Widerstand, der es am Schlagen hindern will, pumpen». Die Anfälligkeit für Erkältungskrankheiten, Bronchitis, Emphysem oder Asthma bronchiale und Husten konnte durch die Arzneigabe günstig beeinflußt werden. Julius Mezger schreibt darüber in seiner «Gesichteten homöopathischen Arzneimittellehre» wie folgt: «Bei Asthma bronichale der Kinder gehörte es zu den von mir am erfolgreichsten angewendeten Mitteln». Eine weitere therapeutische Wirksamkeit zeigte das Mittel bei Gallenblasenentzündungen, Gallensteinen und Zwölffingerdarmgeschwüren, wenn sich die Beschwerden durch Essen besserten. Abschließend sei noch erwähnt, dass Mezger gute Erfahrungen mit den Potenzierungen von D12 bis C30 gemacht habe. Mehr Infos zu «Hedera Helix D 12 Globuli» finden Sie auf der Homepage der Online-Apotheke: >> online bestellen. Hedera helix hat Ähnlichkeiten zu Iodium, Natrium muriacticum und Spongia tosta.

Wichtiger Hinweis:
Alle angegebenen Arzneimittel-Informationen vermitteln nur einen allgemeinen Überblick über deren Anwendung und können keinesfalls eine fachliche Beratung durch Arzt, Apotheker oder Heilpraktiker ersetzen. Im Bedarfsfall sollten Sie einen Spezialisten aufsuchen. Vor einer etwaigen Anwendung von Arzneimitteln sollten Sie in jedem Fall die Packungsbeilage des Herstellers genau durchlesen und beachten.

Weiterführende Literatur!

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Gebundene Ausgabe: 528 Seiten
Verlag: Nikol

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