Abschied nehmen...

...Gefangen in der Einsamkeit

Von einem Augenblick zum andern ist es still, wenn ein geliebter Mensch, das eigene Kind oder ein geliebtes Tier gestorben ist. Dieser Platz bleibt für immer leer und Schmerz und Trauer - die wir dabei empfinden - sind unbeschreiblich groß, sie bestimmen plötzlich unsere Existenz.

Das alltägliche Leben draußen erscheint uns wie ein nicht endend wollender Film, in dem wir nun bestimmte Verhaltensmuster und Reaktionsweisen unserer menschlichen Umwelt als völlig absurd und bedeutungslos wahrnehmen. Dennoch ist in unserem Leben nichts dem Zufall überlassen, weil die gesamte Schöpfung in einem übergeordneten Sinnzusammenhang zu sehen ist. Alles was passiert, hat eine tiefere Bedeutung, selbst wenn wir diese nicht immer gleich erkennen können. Jeder von uns hat auf dieser stoffgebundenen Welt eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, die es Schritt für Schritt zu entdecken gilt. Doch oft werden Menschen erst durch die Konfrontation mit schicksalhaften Ereignissen auf den Sinn des Lebens aufmerksam: Neben der seelischen und geistigen Reifung zählt dabei vor allem die Fähigkeit, lieben zu lernen und zu können.

Trauer im Wandel

Über die Jahrhunderte hinweg waren bestimmte Beisetzungsbräuche und Trauersymbole fest in unserer Kultur verankert. Heute hingegen gilt dies nicht mehr in jedem Fall, weil manche Rituale als nicht mehr auf der Höhe der Zeit gesehen werden. Traueranzeigen, Grabsteine oder schwarze Kleidung sind nicht mehr unbedingt üblich. Zudem ist der Tod heute ein Tabuthema geworden, den viele Menschen versuchen auszugrenzen, während er früher ganz natürlich zum Leben dazugehörte. Noch in den 1960er Jahren war es hierzulande Gang und Gäbe, Trauernde zu begleiten und nicht alleine zu lassen. Zusammen mit den Hinterbliebenen nahm auch die Gemeinschaft des Dorfes oder der Kleinstadt Abschied. Heutzutage wird dagegen möglichst diskret hinter den verschlossenen Türen des Krankenhauses, Pflege- oder Altenheimes gestorben, weil die nächsten Angehörigen oft wegen einer weit entfernten Arbeitsstelle nicht mehr am selben Ort wohnen. Obwohl verschiedene Erhebungen zeigen, dass über 80 % aller Menschen am liebsten zu Hause sterben möchten, kann diesem Wunsch oftmals nicht entsprochen werden. Dazu sind Hospizplätze und Palliativstationen in Deutschland ebenso dünn gesät wie die Zeit, die Pflegepersonal und Ärzte für ihre sterbenden Patienten aufbringen können. Angesichts der zunehmenden sozialen Kälte in unserer Gesellschaft und des maroden Gesundheitsystemes benötigt diese Thematik dringend eine Rückbesinnung darauf, wie man sich bereits im Leben mit dem Sterben und dem Trauern aktiv auseinandersetzen kann. Neben einer adäquaten Sterbebegleitung und dem Errichten von mehr Hospizplätzen benötigen auch die Hinterbliebenen echten seelischen Beistand.

Zeit des Trauerprozesses

In diesem irdischen Leben bleibt niemand von Schicksalsschlägen verschont - dennoch ist es in der heutigen, modernen Zeit erheblich schwieriger geworden, dem Trauerprozess einen entsprechenden Platz einzuräumen. Oft sind wir gezwungen, den Schmerz und damit das Thema «Tod und Trauer» möglichst schnell hinter uns zu bringen, denn wer starke Gefühle zeigt, funktioniert meistens nicht so, wie es von der Gesellschaft erwartet wird. Sigmund Freud beschreibt in seinem Buch «Trauer und Melancholie» aus dem Jahr 1917, dass Hinterbliebene zur Verarbeitung eines Verlustes mit ihren Gefühlen konfrontiert werden müssen. Wer diese nicht zulassen kann oder darf, begibt sich in die große Gefahr der Fehlanpassung und Depression. Aus diesem Grunde benötigt gerade das so schmerzliche Verlustgefühl einen Zusammenhalt - ein Trauern in der Gemeinschaft. Es ist weniger belastend mit jemandem zu weinen als alleine zu weinen. Trauer ist ein Gefühl, das Betroffene bislang meist noch nie in dieser Intensität erlebt haben, sie bestimmt plötzlich das gesamte Leben. Nach dem Vier-Phasen-Modell der Schweizer Psychotherapeutin Prof. Dr. Verena Kast müssen vier Phasen der Trauerarbeit durchlaufen werden, damit sich wieder ein seelisches und körperliches Gleichgewicht einstellen kann. Die einzelnen Zeitabschnitte können sich dabei überschneiden, zusammenfallen und miteinander vermischen.

Die vier Abschnitte der Trauerbewältigung

Erste Phase: Nicht-Wahrhaben-Wollen

In dieser Phase verdrängt der Hinterbliebene den Tod und verleugnet die Realität. Der zurückgelassene Mensch steht unter einem Schock und denkt: «Das ist alles ein böser Traum. Das kann doch gar nicht wahr sein». Dieser Zustand kann Stunden bis Tage anhalten.

Zweite Phase: Aufbrechende Gefühle

Es folgt der Abschnitt der aufbrechenden Gefühle. Emotionen wie Schmerz, Wut, Trauer, Zorn und Ohnmacht überkommen den Betroffenen. Es kann keine Freude mehr empfunden werden, alles ist aus den Fugen geraten.

Dritte Phase: Suchen und Sich-Trennen

In dieser Phase bewegt sich der Trauernde gedanklich wieder auf den geliebten Menschen zu. Erinnerungen kommen hoch und ermöglichen es, ein inneres Band mit dem Verstorbenen einzugehen. Dabei ist dem Trauernden bewusst, dass die Person nicht mehr zurückkommt.

Vierte Phase: Neuer Selbst- und Weltbezug

Im letzten Abschnitt der Trauerarbeit akzeptiert man den Verlust. Der Hinterbliebene sagt wieder «Ja» zum Leben. Neue Beziehungen sowie andere Lebenstile werden möglich. Der Hinterbliebene kann sich wieder auf Bindungen einlassen.

«Die komplizierte Trauer»

Jedes Jahr stecken viele Tausende von Trauernden nach dem Tod eines Nahestehenden oder Freundes im Gefühl der Ohnmacht und Kraftlosigkeit fest - die wenigsten erhalten Unterstützung. Leider sind heute Sterben, Tod und Trauer zu einem Thema geworden, dem immer weniger Bedeutung beigemessen wird. Diejenigen Hinterbliebenen, die in der Zeit der Trauer durch eine stabile, liebevolle Umgebung von Freunden oder der Familie aufgefangen werden, schaffen es meist besser, den Schmerz zu überwinden und die Gegebenheiten zu akzeptieren. Doch wer den Verlust nicht verarbeiten kann, gleitet unaufhaltlich in die Depression. Studien haben ergeben, dass über fünfzig Prozent der Betroffenen in diese Krankheit münden, ohne es zu merken. Das einst so stabile Fundament ist plötzlich weggebrochen und das Vertrauen zum oder ins Leben existiert nicht mehr. Tiefste Dunkelheit, Sinnlosigkeit und grenzenlose Einsamkeit sind dann die täglichen Begleiter der Hinterbliebenen. Nach Auffassung von Dr. Verena Kast lässt sich diese Art der Trauer-Depression, die sie als «komplizierte Trauer» bezeichnet, ohne seriöse Therapie durch einen Psychotherapeuten nicht bewältigen. In der Regel nennen Ihnen örtliche Selbsthilfegruppen, kirchliche Einrichtungen, Psychotherapeuten, Ärzte sowie Krankenkassen geeignete Adressen, an die Sie sich wenden können.

Weiterführende Literatur!

Diese einmalige Zusammenfassung des heute erforschten Wissens über das Jenseits berichtet konkret, was mit uns beim Sterben geschieht und wie das Weiterleben nach dem Tod beschaffen ist. Neueste Erkenntnisse der Sterbeforschung über die geistige Welt werden dabei durch die moderne Rückführungstherapie bestätigt. Ein Buch, das Trost und Hoffnung spendet und die Angst vor dem Sterben nimmt.

Das Leben danach
Was mit uns geschieht, wenn wir sterben
von Bernard Jakoby

Taschenbuch: 208 Seiten
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag

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