Jeder Schlaganfall ist ein Notfall
Jährlich erleiden in Deutschland etwa 260 000 Patienten einen Schlaganfall. Rund achtzig Prozent der Betroffenen sind über sechzig Jahre alt. Aber auch Jüngere können von einem Schlaganfall heimgesucht werden. Sowohl Erwachsene im mittleren Lebensalter als auch Neugeborene und Kinder kann es treffen.
Schlaganfall, auch Apoplex, Hirninfarkt oder apoplektischer Insult genannt, ist die häufigste Erkrankung des Gehirns. Es handelt sich dabei um eine plötzliche Schädigung des Gehirns durch eine Störung der arteriellen Durchblutung. Die verminderte Gehirnfunktion passiert aufgrund einer plötzlichen Unterversorgung von Sauerstoff und Nährstoffen eines bestimmten Hirnareals. Für diese Störung gibt es in der Regel zwei Ursachen. Zum einen sind die Blutgefäße beispielsweise durch ein Blutgerinnsel oder eine Arteriosklerose verstopft (ischämischer Schlaganfall) und zum anderen wird der Schlaganfall durch eine Blutung im Gehirn (hämorrhagischer Schlaganfall) ausgelöst. Von den großen Hirnarterien ist hauptsächlich die Arteria cerebri medica (mittlere Gehirnschlagader) von Durchblutungsstörungen betroffen. In diesem Areal kommt es dann zum Defekt der Willkürmotorik und der Sensibilität auf der gegenüberliegenden Körperseite. Durch die Kreuzung der Pyramidenbahn (Tractus corticospinalis) sowie der aufsteigenden sensiblen Bahnen ist jeder Körperbereich in der gegenüberliegenden Hirnhälfte vorhanden. Diese Kreuzung innerhalb der Pyramidenbahn wurde im Jahr 1709 erstmals von dem Mediziner Domenico Mistichelli (1675 bis 1715) beschrieben. Es kann sich aber auch ein Blutgerinnsel aus arteriosklerotischen geschädigten Arterien (häufig aus der Halsschlagader) lösen und so mit dem Blutstrom in das Gehirn gelangen. Ferner führt ein Embolus (Blutpfropf oder verschlepptes Gebilde) aus dem Herzen, beispielsweise bei Vorhofflimmern (Herzrhythmusstörung) ebenfalls zu einer Verlegung der Hirngefäße. Ein Schlaganfall ist immer ein medizinischer Notfall, der so schnell wie möglich von einem Arzt behandelt werden sollte. Bei den geringsten Zeichen eines Schlaganfalls ist daher unverzüglich der Rettungsdienst unter der Telefonnummer 112 zu alarmieren.
Volkskrankheit Schlaganfall
Ein Schlaganfall ist ein komplexes Krankheitsbild, das mit Taubheitsgefühlen, Schwindel, Sprach- und Schluckstörungen, Sehstörungen, Lähmungen, Verwirrtheit, Benommenheit oder Bewusstlosigkeit einhergeht. Ferner können sich bei einer Hirnblutung plötzlich auftretende, heftige Kopfschmerzen äußern. Obwohl ein Schlaganfall plötzlich und unerwartet bei einer betroffenen Person auftreten kann, gibt es nicht selten Wochen oder Tage vorher Warnzeichen. Leider werden diese Warnzeichen oft nicht ernst genommen oder nicht richtig gedeutet. So können sich als Vorboten eines Schlaganfalls flüchtige Ausfallserscheinungen wie Seh- und Hörstörungen, Gleichgewichtsprobleme mit und ohne Schwindel, Sprachschwierigkeiten oder Taubheitsgefühle in Arm oder Bein entwickeln. Diese Vorzeichen werden als transitorische ischämische Attacke (TIA) bezeichnet und bilden sich für gewöhnlich innerhalb von vierundzwanzig Stunden zurück. Daher ist eine TIA oder Schlaganfall immer ein Notfall, denn es gilt «Time is brain» oder zu deutsch «Zeit ist Hirn». Mit diesem Schlagwort wird die Wichtigkeit des Faktors «Zeit» unterstrichen. Deshalb sollten diese Patienten ohne Zeitverlust in ein Krankenhaus überwiesen werden. Mittlerweile gibt es in vielen Regionen zusätzlich zu neurologischen und internistischen Akutkliniken die sogenannten Schlaganfallspezialeinheiten (Stroke Units), in denen sich intensiv um die Betroffenen gekümmert wird. Solche Schlaganfallstationen sind für die Betroffenen oft lebensrettend. So stell die Lysetherapie mit Auflösung der Blutgerinnsel durch Medikamente eine effektive Therapiemaßnahme dar, wenn diese innerhalb der ersten Stunden nach Auftreten der Symptome eingeleitet wird. Inzwischen ist erwiesen, dass die Behandlung auf den Stroke Units die Sterblichkeitrate erheblich mindert und den Schweregrad einer Behinderung entscheidend verbessern kann.
Risikofaktoren
Der Schlaganfall wird durch unterschiedliche Risikofaktoren verursacht. Dennoch ist die Krankheit ein Symptom einer generalisierten Arteriosklerose. Sie beginnt mit einer Verfettung, Verdickung und Verhärtung der größeren Arterienwände. Durch Einlagerung von Blutfetten werden die Gefäßwände dicker und starrer. Es kommt zu einer Verengung der Gefäße durch die Ablagerungen - diese werden auch als «Plaques» bezeichnet. Genau genommen ist die Arteriosklerose eine bindegewebige Verhärtung der Schlagadern. Sie verläuft oft über Jahre hinweg ohne Symptome. Risikofaktoren wie beispielsweise Übergewicht, Nikotinkonsum, Bewegungsmangel, Stress, Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder erhöhter Cholesterinspiegel begünstigen die Entstehung einer Arteriosklerose und somit auch unter anderem den Schlaganfall. Für eine sinnvolle Schlaganfall-Vorbeugung ist daher das Wissen um die Risikofaktoren von großer Bedeutung. Durch gesunden Lebensstil sowie eine ärztliche Begleitung können diese Risikofaktoren frühzeitig erkannt und somit positiv beeinflusst werden. Zur Minimierung der Risikofaktoren wird ein ärztliches Gespräch, eine Blutdruckmessung, ein EKG und eine Blutuntersuchung durchgeführt. Im Einzelfall wird unter Umständen auch eine Ultraschalluntersuchung der hirnversorgenden Arterien, eine Computertomographie, eine spezielle Laboruntersuchung und ein Langzeit-EKG herangezogen. Leider gibt es einige Risikofaktoren, die sich nicht beeinflussen lassen. Dazu gehören das Geschlecht, das höhere Lebensalter sowie eine genetische Disposition. So besitzen Männer ein um neunzehn Prozent höheres Schlaganfallrisiko als Frauen. Ferner kommt es zu einem deutlich erhöhten Risiko, wenn das 55. Lebensjahr überschritten wurde. Liegt eine erbliche Veranlagung vor, ist das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden ebenfalls höher. Um so mehr sollte man einen gesunden Lebenstil führen, damit die vielen Risikofaktoren reduziert werden.
Ultraschall der Halsarterien
Derzeit hat der Ultraschall der Halsarterien durch eine Vermessung der Dicke der Gefäßinnenschicht, der sogenannten Intima-Media-Dicke (Synonyme: IMD; intima-media-thickness – IMT), eine große Bedeutung erlangt. Die Dicke der Gefäßinnenhaut (Intima) ermöglicht Rückschlüsse auf Gefäßveränderungen im gesamten Körper und kann ein Hinweis auf ein erhöhtes Herz- und Hirninfarktinfarktrisiko darstellen. Hierfür gibt es in Abhängigkeit vom Alter bestimmte Grenzwerte. So sollte der Wert bei einer sechzigjährigen Person kleiner als 0,8 mm sein. Ist die Gefäßinnenhaut verdickt, besteht bei dieser Person ein erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt. Durch die Ultraschalluntersuchung ist es neuerdings möglich, Patienten für solche Gefäßerkrankungen zu identifizieren. Dadurch können eventuell vorhandene Risikofaktoren minimiert werden.
Rehabilitation
Nach der Behandlung eines Schlaganfalls in einer Akutklinik oder einer hierfür eingerichteten Spezialabteilung (Stroke Unit) erfolgt die stationäre neurologische Rehabilitation. Hierbei finden die Schlaganfallpatienten Unterstützung durch Ärzte, Therapeuten, Angehörige oder Freunde. Der Begriff Rehabilitation (lateinisch: «rehabilitare», deutsch: «in den früheren Stand versetzen») umfasst alle Maßnahmen, die notwendig sind, um den ursprünglichen Gesundheitszustand wieder herzustellen. Dazu zählen intensive Betreuung durch Neurologen, Allgemeinärzte, Psychologen, Sozialarbeiter und Fachpersonal aus der Ergotherapie, Physiotherapie und Logopädie. Des weiteren gehören dem Team Fachkräfte aus der Augenheilkunde, Masseure und Diätspezialisten an. Zudem werden die Patienten von einem geschulten Pflegepersonal begleitet und betreut. In Einzel- oder Gruppentherapien wird täglich etwa zwei bis drei Stunden mit den Schlaganfallpatienten gearbeitet. In regelmäßigen Teambesprechungen wird der Verlauf der Patienten diskutiert und eventuell neue Anpassungen an das Rehabilitationsprogramm vorgenommen. Das Hauptziel der Rehabilitation beinhaltet, dass die Patienten weitestgehend Selbstständigkeit erlangen, um so wieder am sozialen Leben teilnehmen zu können.
Unterstützung aus der Naturheilkunde
Schon lange ist bekannt, dass bestimmte Naturprodukte und Nahrungsergänzungsmittel gefäßschützende und damit dem Schlaganfall vorbeugende Eigenschaften besitzen. So gehört beispielsweise OPC (Oligomere Procyanidine) zu den stärksten Antioxidantien. Es verfügt über einen erheblichen Gefäßschutz und kommt in hoher Konzentration in Kernen und Schalen von roten Weintrauben vor. OPC ist in der Lage, die Blutgerinnung zu verlangsamen und die Thromobozytenaggregation zu verringern. Es ist ein ausgezeichneter Radikalenfänger und bietet einen Schutz an den Gefäßwänden.
Auch Extrakte aus den Blättern des Ginkgo-Baumes beeinflussen auf positive Weise die Durchblutung und wirken einer Hirnleistungsstörung entgegen. Darüber hinaus fördern die Inhaltsstoffe die Fließeigenschaften des Blutes und verbessern die Sauerstoffversorgung. Werden bereits blutverdünnende Medikamente eingenommen, sollte die Einnahme von Ginkgo biloba mit einem Arzt besprochen werden. Ferner greift Knoblauch mit seinen zahlreichen Schutzstoffen wie beispielsweise dem Allicin unterstützend bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein. Die Knolle senkt den Cholesterinspiegel und ist hilfreich bei Arteriosklerose. Die Inhaltsstoffe verbessern die Fließfähigkeit des Blutes. Ebenso ist Bärlauch mit seiner antioxidativen Wirkung in der Lage, den Cholesterinspiegel zu senken. Seine Inhaltsstoffe sind durchblutungsfördernd und blutdrucksenkend. Nach der Einnahme der Pflanze konnte festgestellt werden, dass sich durch den Wirkstoff «Adenosin» Herzrhythmusstörungen sowie die Herzfunktion verbesserten. Daher sollte Bärlauch auf dem Speiseplan nicht fehlen. Um generell einer Arteriosklerose und damit einem Schlaganfall entgegen zu wirken, ist es wichtig, daß der Blutfettspiegel reguliert wird. Hierfür stehen eine Vielzahl von Heilpflanzen zur Verfügung, die sich bewährt haben. Zu den wichtigsten zählen neben Bär- und Knoblauch, auch Artischocke, Hafer und Flohsamenschalen.
Weiterführende Literatur!
Ein Schlaganfall kann jeden treffen. Allein die Liste der betroffenen Hollywood-Größen ist elitär: Mary Pickford, Bette Davis, James Cagney, Cary Grant, Kirk Douglas, Richard Burton, Grace Kelly, Elizabeth Taylor, James Garner oder Sharon Stone. Dieser Ratgeber zeigt, wie ein Schlaganfall entsteht, wie man Frühsymptome erkennen kann, wie er behandelt wird und wie eine möglichst erfolgreiche Rehabilitation aussieht. Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt zudem auf Maßnahmen zur Verhinderung des neuerlichen Eintritts. Ein umfassender Ratgeber für Betroffene und ihre Angehörigen auf wissenschaftlich neuestem Stand.
Schlaganfall
Erkennen - Rehabilitation - Vorbeugung
von Hessinger, Klein, Kreuzig, Pabst u. Tiesenhausen
Broschiert: 93 Seiten
Verlag: Verlagshaus der Arzte
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OPC - oder warum Rotwein so gesund sein soll!
Das OPC (Oligomere Procyanidine) gehört neben der Substanz Resveratrol zu den stärksten Antioxidantien. Das Antioxidans verfügt über einen starken Gefäßschutz. Es ist in Frankreich schon seit Jahrzehnten die Grundlage von einigen Gefäßschutz-Medikamenten. Es wurde von dem französischen Professor Jack Masquelier in den 50er Jahren entdeckt. OPC ist in sehr vielen Pflanzen enthalten. Der Wirkstoff ist in fast allen Baumrinden, Blättern und Wurzeln vorhanden. Große Mengen von OPC sind auch im Rotwein enthalten.
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