Rose...

...die Königin unter den Blumen

Rosen über Rosen: Ob als Sinnbild für leidenschaftliche Liebe, im Garten, in der Kunst sowie auch in Mystik und Religion - die Königin der Blumen hat bis heute in keiner Weise ihre Anziehungskraft verloren. Im Laufe der Zeit wurden Rosen durch Kreuzungen und Züchtungen immer weiter veredelt, heute zählt man bis zu dreissigtausend verschiedene Sorten.

Uralt ist die Liebe zwischen Rose und Mensch. Rote Rosen zu schenken zeugt von großer Zuneigung - ihre symbolische Bedeutung hat sich seit über zweitausend Jahren erhalten. Bereits im alten Persien gab es die ersten Rosenkulturen. Die griechische Dichterin Sappho (um 600 vor Christus) gilt als eine der bedeutendsten Lyrikerinnen der Antike. Schon damals bezeichnete sie die Rose als die «Königin unter den Blumen». Auch die griechische Götterwelt verehrte die Rose und sie wurde kurzum zum Attribut der Liebesgöttin Aphrodite erklärt. Seither ist die Rose das Symbol der Liebe geworden. Als die Rose ihren Siegeszug in das römische Reich antrat, wurde sie sehr schnell zu einem begehrten Luxusgut. Die Römer verwendeten die Blumen zur Dekoration für ihre Empfänge, die Gäste rieben sich mit Rosenöl ein und gingen auf einem mit Rosenblättern ausgelegten Teppich zur Tafel. Sagenumwoben ist die Festivität «sub rosa» (unter einer Rose), die Kaiser Nero (37 bis 68 nach Christus) im Goldenen Palast auf dem Palatin feierte. Der Herrscher gab bei seinen Gelagen Unsummen für Rosen und Rosenblüten aus und schon bald haftete der Makel der Dekadenz an ihm. Auch die ägyptische Königin Kleopatra war dem Duft der Rosen verfallen und verband die Blume mit Vollkommenheit und Erotik. So soll sie ihren Geliebten Marcus Antonius in der ersten Liebesnacht in einem Rausch von Rosenblüten empfangen haben. Er watete knietief durch das Rosenmeer, bis er seine holde Lieblichkeit erreicht hatte. Seitdem ist die Rose auch der Liebesgöttin Isis geweiht.

Rosen des Mittelalters

Es folgte eine Zeit, in der die Rose in erster Linie als Heilpflanze genutzt wurde. Karl der Grosse (747 bis 814) gab in seiner Verordnung «Capitulare de villis et curtis imperialibus» detaillierte Anweisungen über die zu verwendenden Sorten beim Anbau von Obst sowie von Heil-, Gewürz-, Gemüse- und Zierpflanzen an. In seiner Landgütervorordnung nannte er auch die Rose, die in kaiserlichen und klösterlichen Apotheken- und Küchengärten ihren Platz fand. Zu den wichtigsten Pflanzen im Mittelalter gehörten die Wild- (Rosa canina) sowie die Apothekerrose (Rosa gallica officinalis), auch Essig-Rose genannt. Vermutlich stammt der Vorfahre der Apothekerrose aus Persien. Kreuzfahrer brachten sie im 13. Jahrhundert zu uns. Es wird vermutet, dass die Apotheker-Rose im europäischen Raum zu den ältesten kultivierten Rosensorten gehört. Die historische Essigrose entwickelt sich zu einem Strauch bis zu einer Höhe von hunderfünfzig Zentimetern. Sie entfaltet zwischen Juni und Juli schöne karminrote Blüten mit auffälligen gelben Staubgefässen - ihre Früchte sind kugelig und dunkelrot. Bei den Gärtnern ist sie bis heute eine beliebte Züchtung. Von ihr können alle Pflanzenteile medizinisch genutzt werden. Sie wurde von den Apothekern zu Rosenwasser, Rosenhonig und Rosenessig verarbeitet. Die Apotheker schätzten ihre anregende, adstringierende (zusammenziehende), entzündungshemmende und allgemein stärkende Wirkung. Wegen ihrer adstringierenden Effekte stellten sie gerne einen Aufguss aus Rosenblättern als Mundwasser sowie gegen Augenentzündungen zur äußerlichen Behandlung her. Auch Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) kam an der Rose nicht vorbei: So berichtet sie in ihren Schriften: «Die Rose ist kalt, und diese Kälte hat eine nützliche Mischung in sich. Am frühen Morgen, nimm ein Rosenblatt, lege es auf deine Augen. Es zieht den Saft, das ist das Triefen, heraus und macht sie klar.»

Rosenarten

Die Rose zählt wie Frauenmantel, Schlehe oder Weißdorn zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Die Gattung umfasst um die 250 Arten und ist mit ihren unverwechselbaren Merkmalen (Stacheln, Hagebutten und unpaarig gefiederten Blättern) bestens abzugrenzen. Die bedeutendste wildwachsende Rosensorte ist die Wild- oder Heckenrose, die sogenannte Hundsrose. Ab dem 16. und 17. Jahrhundert hat man in Europa die Rosenzüchtung entdeckt. Die Heimat der Rosenarten sind die nördlich gemäßigten und subtropischen Zonen. Vor allem die Holländer beschäftigen sich mit der Kultvierung von Rosen und entwickelten immer bessere Züchtungen. Besonders die Rosa centifolia mit ihren gefüllten und überaus duftenden Blüten ist erwähnenswert. Sie entstand als Kreuzung aus Rosa gallica, Rosa moschata, Rosa canina und Rosa damascena. Ihre Blütenblätter werden zur Gewinnung von Rosenöl, Rosenwasser und Parfüm verwendet. Auch die Portland-Rose, eine Kreuzung aus der Damascener-, der Gallica- und China-Rose, erfreut sich hoher Beliebtheit. Sie blüht die gesamte Saison über. Bis in das 19. Jahrhundert hinein war sie unter den Rosenliebhabern sehr begehrt, bis sie von der Bourbon-Rose abgelöst wurden.

Rosen in der Naturheillkunde

In der Antike bevorzugten die griechischen Ärtze Pedanius Dioskurides und Claudius Galenus von Pergamon die Essigrose, die Hundertblättrige Rose und die Heckenrose. In gleicher Weise nutzte man in der Klosterheilkunde die gesundheitsfördernden Eigenschaften der Rose. Aus ihren Blättern stellten die Mönche Augensalben her, und in Wein gekocht, wurden sie bei Ohren- und Kopfschmerzen sowie bei Zahnfleischentzündungen verwendet. Wegen ihrer kühlenden und trocknenden Effekte wurde sie auch bei Durchfall, Brandwunden und eiternden Verletzungen eingesetzt, wie man im meistverbreitesten Heilpflanzenbuch des Mittelalters, dem «Macer floridus» nachlesen kann. Heute noch werden die alten Rosenarten wie Rosa gallica, Rosa centifolia und Rosa canina sowie ihre Vitamin-C-haltigen Früchte nicht nur in der Küche und Kosmetik, sondern auch zu Heilzwecken eingesetzt.

Rosen im Christentum

Selbstverständlich erlangte die Rose auch im Christentum eine hohe Bedeutung und nahm als Sinnbild der Reinheit und Jungfräulichkeit eine wichtige Rolle im kulturellen Leben ein. Bald schon wurde die weisse Rose zum Symbol der heiligen Mutter Gottes. Von der rosafarbenen Weinrose (Rosa rubignosa), auch Zaunrose oder Apfelrose genannt,  glaubte man, dass sie aus einem Blutstropfen des Jesus Christus hervorging. Der Abt des Klosters Reichenau, Walahfrid Strabo (808 - 849 nach Christus), berichtet in seinem Gartengedicht, dem «Hortulus» über die Pflanzen Salbei, Weinraute, Eberraute, Flaschenkürbis, Melone, Wermut, Andorn, Fenchel, Schlafmohn, Schwertlilie, Liebstöckel, Kerbel, Muskatellersalbei, Flohkraut, Betonie (Heilziest), Odermenning, Rettich, Poleiminze, Minze, Frauenminze, Ambrosia und bezog auch die weisse Lilie und die Rose mit ein: «Diese beiden lobwürdigen und ruhmreichen Blumenarten sind nämlich schon seit Jahrhunderten Sinnbilder höchsten Ruhmestitel der Kirche, die im Blut des Martyriums die Gabe der Rose pflückt und die Lilien als leuchtendes Zeichen strahlenden Glaubens trägt. Mutter und Jungfrau du, Mutter mit fruchtbarem Reise, Jungfrau mit reinem Glauben, treue Gefährtin, pflücke Rosen im Streit, brich Lilien im glücklichen Frieden». Die beiden Blumen werden hiermit zu Symbolen der Heiligkeit und des Glaubens. Mit der zunehmenden Verehrung der Gottesmutter Maria im Hochmittelalter haben die Lilie wie auch die Rose in keiner Weise an Bedeutung verloren.

Im Christentum wird die Rose als die «Blume der Maria» verstanden, teils wurde Maria selbst als Rose angesehen. So beschreibt die Mystikerin Mechthild von Magdeburg (um 1210 bis 1283) Maria mit den Worten: «O du schöne Rose im Dorn, O du fliegende Biene im Honig, O du reine Taube in deinem Sein, O du schöne Sonne in deinem Stande; ich kann mich nit von dir abkehren.» Auch in der Architektur des Mittelalters fand die Rose ihren Platz. Man verwendete die Symmetrie der Rosenblüte im sogenannten «Rosenfenster». Es befindet sich zumeist im Westportal der gotischen Kathedralen und ist angeordnet wie die Blütenblätter einer geöffneten Rose.

Weiterführende Literatur!

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Rosengärten zum Verlieben
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von Martina Meidinger und Evi Pelzer

Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
Verlag: Franckh Kosmos

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